Dienstag, 8. Januar 2008
Herr Ober, mein Löffel ist irgendwie krumm...
Wahnsinn. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als kleiner Junge ungläubig vor dem Fernseher saß und zusah, wie ein jugendlich aussehender Lockenkopf namens Uri, den ich bis vor wenigen Tagen gedanklich dank der Vornamens als Schweizer abgestempelt hatte, kaputte Uhren reparierte, Pflanzensamen in seiner Hand keimen liess und ähnliche Sachen machte. Alles mit Geisteskraft. Sogar mein rationaler Vater liess sich dazu hinreissen, eine defekte Uhr auf den Fernseher zu legen und als ich mich wieder traute zu atmen... war sie immernoch kaputt.

Jetzt taucht Uri wieder auf, weniger jugendlich, immer noch Löffel verbiegend und Uhren reparierend (auch wenn er inzwischen scherzhaft 2 Euro pro Reparatur fordert). Auch wenn die Show nur eine Kopie eines israelischen Formats darstellt (bei dem Herr Geller wohl nicht nur positiv aufgefallen ist) hofft ProSieben, damit an den Erfolg anderer Formate (Next Superstar, Next Poppmodel) anzuschliessen. Auch diesmal werden junge Mentalisten (wieder ein neues Wort gelernt), bisher unverbraucht, der Gunst des Fernsehpublikums ausgesetzt.

Okay, zugegeben, unerklärliche Momente gibt es genug während der Show. Wenn Hayashi die Schärfe eines Kampfmessers mit einer Salatgurke präsentiert und dann mit "Das sollte jetzt dann nicht passieren" die zerschnittene Gurke präsentiert fragt man sich doch, mit welchem Körperteil er das Experiment ausführen möchte? Vicent Raven erinnert mit seinem Outfit ein wenig an "Pinhead" aus Hellraiser, wenn er vom Torwächter spricht wartet man fast unausweichlich auf Bill Murray und Dan Akroyd mit den Protonen-Beschleunigern auf dem Rücken. Auch die leicht verzerrte Stimme bei seiner Einführungsrede nimmt der Show den letzten Rest Glaubwürdigkeit (die bereits durch die bemühte Telefonsex-Stimme zur Präsentation der vorherigen Kandidatin arg leiden musste). Vielleicht sollte ich aufpassen, was ich schreibe, immerhin steht der Rabe in Verbindung mit den Toten...

Plötzlich frage ich mich, ob ich wegen diesem Unfug jetzt das Dschungelcamp verpasst habe, stelle aber fest, dass das erst am 11.1. losgeht. Glück gehabt. Trotzdem hat mich dieser Schock daran erinnert, dass ich mit dieser Sendung wertvolle Lebenszeit verschwende. Auch wenn die Lebensweisheiten des vermeintlichen Kantonbewohners ("Wenn du es dir jetzt anders überlegst, nehme ich es dir nicht übel" - ja, lieber fünf Minuten feige als ein Messer in der Gurke) natürlich zu meiner Erleuchtung beitragen könnten entscheide ich mich, nicht zuletzt dank der herausragenden Auswahl zwischen "Ekel im Einsatz", "Goodbye Deutschland" und diversen anderen gehirnbefreiten Zonen doch, wenigstens die letzten 20 Minuten "House" zu schauen... das Elend anderenorts ist mal wieder nicht auszuhalten.

ProSieben hätte gut daran getan, sich selbst nicht so ernst zu nehmen und auf Übersinnlichkeit zu pochen (wenngleich der kaum gesprochene Bergdialekt, in dem Raven mit seinem Raben Corax (einfallsreicher Name für einen Raben, übrigens), die vorgeführten Aktionen sind beinahe ausnahmslos bereits mehrfach als Tricks enttarnt worden und auch nicht nur von einem "Magier" vorgeführt worden.

== Edit ==

Erschreckend hoch waren jedoch die Einschaltquoten dieser Jahrmarkt-Show... über 21% in der relevanten Zielgruppe... *seufz*
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1984 - Überwachung total
Der große Bruder ist wieder in allen Wohnzimmern, zumindest wenn es nach RTL2 geht. Ein hervorragender Zeitpunkt, um dieses Blog zu starten, zumal auch noch das neue Dschungel-Camp die Tage an den Start geht.

Zu Beginn der letzten Staffeln noch jeweils von höchst belanglosen politischen und sonsten gesellschaftskritischen Kommentaren in allen mögliche begleitet interessiert sich diesmal kaum jemand für das sog. Spektakel.

Ich muss zugeben, die letzten Staffeln zumindest nur noch halbherzig verfolgt zu haben (ja, ich habe manchmal eine echte Schwäche für Unterschichten-TV), nachdem Staffel #1 noch die Macht hatte, mich jeden Tag vor den Schirm zu bannen; jedenfalls begann die neue Staffel gestern abend noch eine ganze Spur belangloser als befürchtet, präsentiert von der Ex-Sat1-Frühstücksfernsehen-Moderationsgranate Charlotte Irgendwer, die wie immer mit dem Charme einer Bratkartoffel modierierte, Container-Jürgen, dem letzten Überlebenden der allerersten Staffel, immer bemüht, den 9live-Style zu kultivieren sowie Mirjam, die ich auch irgendwie von RTL2 zu kennen meine, der man aber zumindest ein gewisses optisches Potenzial zugestehen muss.
Bei dieser Moderatoren-Kombi wird einem weniger warm ums Herz als ziemlich flau im Magen; zumindest besteht berechtigte Hoffnung, dass uns der Mutterschutz wenigstens vor 1/3 des Teams retten wird.

Andrerseits sind die Moderatoren eigentlich immernoch wesentlich interessanter als die Kandidaten Bewohner, die so vorhersehbar gecastet wurden, dass Popstars dadurch in der Kandidatenauswahl mutig wirkt. Zwischen "Wuchtbrumme" (Zitat Jürgen) und der "Stripperin mit Abitur" (Zitat alle möglichen, vor allem RTL2) ist Platz für allerhand Randgruppen, eventuell kommts ja sogar zum von vielen Zuschauern erhofften Akt vor laufender Kamera - meine Empfehlung seit Jahren, der angestauten Lust im Container im Rahmen einer riesigen Orgie Luft zu machen, und zwar ohne Sichtschutz (dafür sorgt nämlich dann sowieso der Jugendschutz) wird allerdings weiterhin unerhört bleiben, fürchte ich. Zu den Kandidaten kann ich leider nicht viel mehr sagen, da ich aus wahrscheinlich nachvollziehbaren Gründen während der Ausstrahlung gezwungen war, mich mit anderen, interessanteren Dingen (sortieren der Briefmarkensammlung, lesen des Telefonbuchs von Novrosibirsk...) abzulenken, um nicht das Bewußtsein zu verlieren - das Sauerstofflevel war wegen der zahlreichen Langeweile-Zigaretten, die ihren Weg in meine Lunge gefunden hatten, doch recht niedrig.

Überhaupt wusste die Show höchstens das Interesse der Nichtraucherlobby zu wecken - so viel blauer Dunst war schon lang nicht mehr in einer Fernsehsendung zu sehen, wie auch schon der Spiegel bemerkt hat. Schade, dass unter den Bewohnern nicht vorsorglich ein Onkologe (um das intellektuelle Niveau zu wahren getarnt als Kaffeetester) ist...

Mal abwarten, ob ich mir noch eine Episode davon antun muss. Hängt wahrscheinlich maßgeblich davon ab, wer ins Dschungelcamp einzieht. Vielleicht ist hier die Welt wenigstens noch in Ordnung.
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Was geht denn hier ab?
Ja, eine gute Frage die man sich immer öfter stellt, nicht nur beim ansurfen von bisher unbekannten Blogs sondern auch, wenn man den Fernseher oder das Internet oder irgendein beliebiges Medium konsumiert.
Was liegt für einen ehemaligen Mitarbeiter eines Medienunternehmens also näher, als sich ein wenig Gedanken darüber zu machen, was so in der Medienwelt geschieht?
Aus persönlichem Interesse beschränke ich "Medien" in diesem Sinne nicht auf Internet und TV, auch wenn da meine beruflichen Tätigkeitsbereiche liegen...
Wenn ich Glück habe interessiert es ja den ein oder anderen, was meine Gehirnwindungen so zu Tage befördern...
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