1984 - Überwachung total
Der große Bruder ist wieder in allen Wohnzimmern, zumindest wenn es nach RTL2 geht. Ein hervorragender Zeitpunkt, um dieses Blog zu starten, zumal auch noch das neue Dschungel-Camp die Tage an den Start geht.

Zu Beginn der letzten Staffeln noch jeweils von höchst belanglosen politischen und sonsten gesellschaftskritischen Kommentaren in allen mögliche begleitet interessiert sich diesmal kaum jemand für das sog. Spektakel.

Ich muss zugeben, die letzten Staffeln zumindest nur noch halbherzig verfolgt zu haben (ja, ich habe manchmal eine echte Schwäche für Unterschichten-TV), nachdem Staffel #1 noch die Macht hatte, mich jeden Tag vor den Schirm zu bannen; jedenfalls begann die neue Staffel gestern abend noch eine ganze Spur belangloser als befürchtet, präsentiert von der Ex-Sat1-Frühstücksfernsehen-Moderationsgranate Charlotte Irgendwer, die wie immer mit dem Charme einer Bratkartoffel modierierte, Container-Jürgen, dem letzten Überlebenden der allerersten Staffel, immer bemüht, den 9live-Style zu kultivieren sowie Mirjam, die ich auch irgendwie von RTL2 zu kennen meine, der man aber zumindest ein gewisses optisches Potenzial zugestehen muss.
Bei dieser Moderatoren-Kombi wird einem weniger warm ums Herz als ziemlich flau im Magen; zumindest besteht berechtigte Hoffnung, dass uns der Mutterschutz wenigstens vor 1/3 des Teams retten wird.

Andrerseits sind die Moderatoren eigentlich immernoch wesentlich interessanter als die Kandidaten Bewohner, die so vorhersehbar gecastet wurden, dass Popstars dadurch in der Kandidatenauswahl mutig wirkt. Zwischen "Wuchtbrumme" (Zitat Jürgen) und der "Stripperin mit Abitur" (Zitat alle möglichen, vor allem RTL2) ist Platz für allerhand Randgruppen, eventuell kommts ja sogar zum von vielen Zuschauern erhofften Akt vor laufender Kamera - meine Empfehlung seit Jahren, der angestauten Lust im Container im Rahmen einer riesigen Orgie Luft zu machen, und zwar ohne Sichtschutz (dafür sorgt nämlich dann sowieso der Jugendschutz) wird allerdings weiterhin unerhört bleiben, fürchte ich. Zu den Kandidaten kann ich leider nicht viel mehr sagen, da ich aus wahrscheinlich nachvollziehbaren Gründen während der Ausstrahlung gezwungen war, mich mit anderen, interessanteren Dingen (sortieren der Briefmarkensammlung, lesen des Telefonbuchs von Novrosibirsk...) abzulenken, um nicht das Bewußtsein zu verlieren - das Sauerstofflevel war wegen der zahlreichen Langeweile-Zigaretten, die ihren Weg in meine Lunge gefunden hatten, doch recht niedrig.

Überhaupt wusste die Show höchstens das Interesse der Nichtraucherlobby zu wecken - so viel blauer Dunst war schon lang nicht mehr in einer Fernsehsendung zu sehen, wie auch schon der Spiegel bemerkt hat. Schade, dass unter den Bewohnern nicht vorsorglich ein Onkologe (um das intellektuelle Niveau zu wahren getarnt als Kaffeetester) ist...

Mal abwarten, ob ich mir noch eine Episode davon antun muss. Hängt wahrscheinlich maßgeblich davon ab, wer ins Dschungelcamp einzieht. Vielleicht ist hier die Welt wenigstens noch in Ordnung.
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